Die Konduktive Förderung richtet sich in erster Linie an Menschen mit cerebralen Bewegungs- und Entwicklungsstörungen (z.B. Spastik, Ataxie, Athetose, Schlaganfall, Multiple Sklerose, Schädel-Hirntrauma, Parkinson). Bereits Mitte des 20. Jh. entwickelte in Ungarn Dr. András Petö einen innovativen Behandlungsansatz - die nach ihm benannte Petö-Methode bzw. die Konduktive Förderung. „Er erkannte, dass der Weg zur Koordination, deren sichtbares Zeichen die Bewegung ist, auch über die Wahrnehmung, also die kognitiven Fähigkeiten führt. Das Novum war dabei die ganzheitliche Betrachtung des Menschen, nicht seine isolierte medizinische Diagnose. Daraus folgerte er, dass der in seiner Bewegungsfähigkeit eingeschränkte Mensch trotz seiner strukturellen cerebralen Schädigung durchaus in der Lage sein kann, eine richtige Funktionsstrategie zu erlernen“.[1]
Die Betroffenen werden von Konduktoren unterstützt, welche Fachkenntnisse in der Erziehungstheorie, pädagogischen Psychologie, Pathologie, Anatomie, Heil-, Sonder-, Vorschul- und Sozialpädagogik haben. Auf Grund dieser vielfältigen Fachausbildung sind die pädagogischen Angebote nicht nur ein motorisches Förderprogramm, sondern eine komplexe Förderung der Persönlichkeit, welche von wenigen gleichbleibenden Bezugspersonen durchgeführt wird.
Wichtig bei der Petö-Methode ist das Erlernen in der Kleingruppe in einer motivierenden Atmosphäre, in welcher das Lernen Freude bereitet und mittels einer positiven Gruppendynamik die gegenseitige Motivation und Unterstützung gestärkt wird. „Ziel der Therapie ist es, soweit wie möglich (…) eine weitgehende Unabhängigkeit von Hilfsmitteln oder anderen Personen im Alltag zu erreichen“.[2] „In einem sich wiederholenden, Sicherheit gebenden Rahmen wechseln sich Fördereinheiten im Liegen, Sitzen und Stehen mit sich aus dem Alltag ergebenden lebenspraktischen Situationen wie Händewaschen, auf die Toilette gehen, Essen, Trinken, sich An- und Ausziehen ab. (…) Künstlerische und musische Angebote und Freizeitangebote runden die Kurse ab (…). An die einzelnen Teilnehmer angepasste Hilfestellungen und Lösungswege führen zum Erfolg und motivieren zur Aktivität und Selbständigkeit“.[3] Bei Bedarf gibt es auch individuelle Förderung.
Der Lernprozess wird aktiv unterstützt durch den Gebrauch von Petö-Möbeln. „An Stühlen mit Sprossenlehnen, Tischen (…) und Hockern mit Latten kann man sich gut festhalten. Sie sind eine große Hilfe beim Gehen, Aufstehen und Hinsetzen. (…) Fuß- und Rückenschemel geben zusätzliche Stabilität und Sicherheit im Sitzen oder helfen, Fehlhaltungen aktiv zu korrigieren. Stäbe und Ringe helfen beim gezielten Greifen und Loslassen, oder unterstützen das Kind, sich bei der Durchführung von komplexen Bewegungsabläufen auf das Wesentliche zu konzentrieren“.[4]